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Ostern & Frühling 2024

Ostern Verwandlung Schmetterling

Ostern 2024

Verwandlung

Raupen leben am Boden. Ständig in Kontakt mit der Erde, mit einem tragenden Blatt oder einem Stängel, an dem sie hochkriechen können. Und irgendwann ist es Zeit für die Raupe, von diesem Leben Abschied zu nehmen. Sie verpuppt sich und erstarrt. In ihrem Inneren passiert etwas, das in der Biologie "katastrophale Metamorphose" genannt wird. Komplettverwandlung.

Fast alles, was die Raupe ausgemacht hat (ihre Form, ihre Organe, ihr Fortbewegungsapparat), wird in der Verpuppung aufgelöst und zerstört. Was bleibt, ist die Idee des Schmetterlings, die auch die behäbige Raupe schon in sich trägt. Erst in der völligen Erstarrung, durch die „katastrophale Metamorphose“ kann die Idee sich nach und nach durchsetzen. Bis die Raupe ganz verwandelt ist. Als zartes, elegantes Tier mit Flügeln verlässt sie den Puppenkokon – löst sich von ihrem Erdendasein und fliegt los.

Ob so ähnlich die Auferstehung funktioniert, wenn wir Menschen sterben? „Wir werden aber alle verwandelt werden“, heißt es in der Bibel (1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 15, Vers 51). Schon früh wurde der Schmetterling zum Symbol für die Hoffnung: Der Tod ist nicht das Ende. Er ist ein Einschnitt. Ein Abschied. Katastrophal. Aber nicht das Letzte, das mit uns passiert. Es geht weiter. Ganz anders. Mit Abschied und Schmerz. Verwandelt. Aber weiter. Das ist Ostern.

Pfarrerin Caroline Schnabel

Kirchenruine Grün Hoffnung

Frühling 2024

Liebe Leserin, lieber Leser!

Wenn Sie diesen Text lesen, steht die Natur schon seit Wochen in voller Blüte, der Frühling ist „ausgebrochen“.

Es ist kein Zufall, dass sowohl das jüdische Pessach als auch das christliche Osterfest genau in diese Zeit fallen, eine Zeit des Neubeginns, des Aufbruchs. Und eine österliche Frühlings-Metaphorik ist nicht nur in mittelalterlicher Dichtung zu finden, sondern auch zu unserer Zeit.

Als eine Blütezeit haben viele Menschen das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die ersten Jahre danach erlebt. Im Kontrast dazu schreibt Karl Rahner im späten 20. Jahrhundert von einer „winterlichen Kirche“. Und kürzlich fragt Gotthard Fuchs, „ob Rahner heute vom Polareis schreiben müsste?“ Ist von einer „aufblühenden Kirche“ etwa nicht mehr übrig als kalte Mauerreste, zwischen denen nur noch das Gras lebendig und grün ist?!

Manches ist vergangen… Doch manches bricht auch neu auf, beginnt zu keimen und zu blühen. Der Synodale Weg ist für mich ein solches Hoffnungszeichen! Welch starke und mutige Aufbruchs-Texte sind dort beschlossen worden: 

Macht und Gewaltenteilung, Frauen in Diensten und Ämtern, Grundordnung des kirchlichen Dienstes, Laienpredigt, Segensfeiern für sich liebende Paare! Auch wenn einiges noch nicht sofort umgesetzt wird und Früchte trägt, bin ich überzeugt, dass die gute Saat aufgehen wird. Wie ein grüner Grashalm, der durch den Asphalt bricht…

In einem Passions- und Osterlied klingt das so: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt – Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.“

Mit österlichen Grüßen, Werner Roleff
Pastoralreferent im ökumenischen Seelsorge-Team