… fühlt es sich gut an, wenn es nach dem Stillstand „zwischen den Jahren“ beschwingt weiterläuft und die Dinge wie am Schnürchen von der Hand gehen. Aber nicht immer geschieht das so! Und wenn auch die Notwendigkeiten ihr Netz über unseren Alltag werfen, so kann es dennoch sein, dass etwas länger liegen bleibt als wünschens-wert wäre: Regelungen, die getroffen werden müssen; Zustände, deren Änderungen schon längst dran sind; Krankheitsverläufe, die sich ständig weiter hinziehen; Absprachen, die einfach nicht gelingen wollen ... Dann ist es nicht der Schwung am Anfang des neuen Jahres, sondern das Gefühl, wie ausgebremst oder sogar angehalten zu sein: von anderen, von sich selbst … Beides ist nicht gut zu ertragen.
Das Bild vom Acker mit seinen Furchen, die den ganzen Winter bis weit ins neue Jahr hinein brach liegen, darf vielleicht, gegen alle Wünsche nach flüssigen Abläufen und Veränderungen, den Blick in die Ruhe, in die Verzögerung weiten. Wie oft war im vergangenen Jahr in öffentlichen Statements vollmundig fordernd und in der Analyse zugleich uneingestanden hilflos zu hören: „So geht es nicht weiter!“… Sicher, wir Menschen und unser Sozialgefüge sind keine Ackerflächen, noch sind wir Winterschläfer. Und doch bedarf es manchmal der „Brachzeiten“, damit sich ungesehen und nicht messbar etwas ereignet und fügen kann. Nie kommt alles „von alleine“ und doch, so lehrt uns die leere Ackerfurche, ist in Zeiten das „Nichts“ nötig.
Ob uns hier und dort ein „Lob der Brachzeiten“ den nötigen Freiraum nahelegen könnte, damit das neue Jahr sich nicht einfach nur unserer Ungeduld beugen soll, sondern tatsächlich zu einer Zeit des Werdens und Lebens werden kann? Denn auch das Ungesehene und nicht Zählbare ist gemeint, wenn in früheren Zeiten von einem „Anno Domini“, einem „Jahr des Herrn“ die Rede war. Dass 2025 ein solches wird, wünsche ich uns allen!
Für die Klinikseelsorge
Dr. Norbert Stapper, Pfr.