Liebe Leserin, lieber Leser!
Wenn Sie diesen Text lesen, steht die Natur schon seit Wochen in voller Blüte, der Frühling ist „ausgebrochen“.
Es ist kein Zufall, dass sowohl das jüdische Pessach als auch das christliche Osterfest genau in diese Zeit fallen, eine Zeit des Neubeginns, des Aufbruchs. Und eine österliche Frühlings-Metaphorik ist nicht nur in mittelalterlicher Dichtung zu finden, sondern auch zu unserer Zeit.
Als eine Blütezeit haben viele Menschen das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die ersten Jahre danach erlebt. Im Kontrast dazu schreibt Karl Rahner im späten 20. Jahrhundert von einer „winterlichen Kirche“. Und kürzlich fragt Gotthard Fuchs, „ob Rahner heute vom Polareis schreiben müsste?“ Ist von einer „aufblühenden Kirche“ etwa nicht mehr übrig als kalte Mauerreste, zwischen denen nur noch das Gras lebendig und grün ist?!
Manches ist vergangen… Doch manches bricht auch neu auf, beginnt zu keimen und zu blühen. Der Synodale Weg ist für mich ein solches Hoffnungszeichen! Welch starke und mutige Aufbruchs-Texte sind dort beschlossen worden:
Macht und Gewaltenteilung, Frauen in Diensten und Ämtern, Grundordnung des kirchlichen Dienstes, Laienpredigt, Segensfeiern für sich liebende Paare! Auch wenn einiges noch nicht sofort umgesetzt wird und Früchte trägt, bin ich überzeugt, dass die gute Saat aufgehen wird. Wie ein grüner Grashalm, der durch den Asphalt bricht…
In einem Passions- und Osterlied klingt das so: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt – Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.“
Mit österlichen Grüßen, Werner Roleff
Pastoralreferent im ökumenischen Seelsorge-Team