Liebe Leser:in!
In seiner Buchreihe „Miteinander reden“ hat der Psychologe Friedemann Schulz von Thun die zwischenmenschliche Kommunikation genau analysiert.
Ihm verdanken wir die Erkenntnis: Jede Nachricht hat (wie ein Quadrat) vier Seiten.
Mit allem, was wir sagen, transportieren wir nicht nur Sachinformationen und Appelle, sondern erzählen immer auch etwas über uns selbst (Selbstoffenbarung) und über unsere Beziehung zwischen uns und den Angesprochenen.
In dem Satz „Ich habe fünfmal bei dir angerufen!“ kann sowohl ein Vorwurf stecken als auch die Botschaft: „Du bist mir sehr wichtig!“ oder aber: „Guck mal, wie sehr ich mich angestrengt habe!“
Wenn mir bewusst ist, dass in jedem Satz mehrere Botschaften versteckt sein können, kann das helfen, mein Gegenüber besser zu verstehen und mich selber besser verstanden zu fühlen. Wobei echtes Verstehen in der Tiefe wohl nur selten, vielleicht nie vollständig gelingt.
Die Pfingstgeschichte in der Bibel (Apostelgeschichte, Kapitel 2) erzählt von einem Wunder:
Gottes Geist erfüllt die Menschen, die Jesus nachfolgen. Und plötzlich sprechen sie alle so, dass die Umstehenden sie verstehen können – obwohl die aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt kommen und also verschiedene Sprachen sprechen. Durch Gottes Geistkraft verstehen sie einander.
Ein wundersamer Zustand, der selbst mit Sprach-Lern-Apps nicht herzustellen ist. Vielleicht aber können wir ihm näherkommen.
Nicht nur durch Methoden und Formulierungen, sondern vor allem durch eine Haltung.
Denn:
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen des anderen gelingen. (Max Frisch)
Caroline Schnabel